No Sex - der Makler und ich...
Makler haben keinen guten Ruf – das weiß eigentlich jeder. Und oft auch aus verständlichen Gründen...
Ich suchte eine Wohnung in der Innenstadt und schrieb ein Maklerbüro an, welches auf einem Schild eines neuen Gebäudes gelistet war.
Benedikt hieß der Makler – mit Vornamen.
Schon am Telefon wirkte dieser Makler sehr seriös, kompetent und freundlich. Wir vereinbarten einen Termin für Freitag, den 13. um 13:30.
Ob das gutgehen kann?
Abergläubisch, wie ich nun einmal bin, wollte ich den Termin sogar verschieben. An solchen Tagen geht oft gar nichts und immerhin wollte ich eine Traumwohnung in der Innenstadt...
...doch dann konnte ich Benedikt nicht erreichen und machte mich pünktlich auf den Weg.
Als ich an der Adresse ankam, stand schon ein Mann um die 35 vor dem Haus. Adrett gekleidet, strahlendes Lächeln – das wird wohl der Makler sein.
Die Besichtigung verlief dann ebenso seriös, wie ich diesen Herrn am Telefon erlebte und nachdem mir die Wohnung wirklich gut gefallen hatte, deponierte ich auch gleich mein Interesse.
„Wollen wir ein Glas Champagner trinken – zur Feier des Tages?“, fragte mich Benedikt.
Champagner?
Wow, der geht ja ran.
Wir gingen in ein tolles Bistro und aßen dort Bagels mit Lachs und Serrano Schinken, doch aus Champagner wurde guter Sekt, weil kein Champagner vorhanden war.
Benedikt und ich quatschten, als ob wir uns schon lange kennen würden, wir machten auch Scherze und irgendwie fühlte ich mich zu diesem Mann hingezogen.
Die nächsten drei oder vier Treffen waren allesamt sehr freundschaftlich verlaufen und als dann der Mietvertrag unterschrieben war, so war ich fast ein wenig traurig, weil es nun keinen Grund mehr gab, Benedikt zu treffen.
Dachte ich...
Die Übersiedelung war dann lästig und nervig wie eh und je, die neuen Möbel von Ikea mussten zusammengebaut werden, die Deckenlampen mussten mit einer Bohrmaschine befestigt werden, die neue Waschmaschine kam schon mit einem handfesten Kratzer...
Doch dann war die neue Wohnung fertig – und sehr schön...
Ich hatte die Idee, Benedikt zu einem Abendessen einzuladen. Brötchen mit Lachs und anderen Leckereien, Tiramisu, echter Champagner...
Es war ein Samstag, an dem Benedikt und ich uns treffen sollten und pünktlich um 19:30 läutete es an der Tür.
Benedikt kam erstmals ohne Anzug, trug eine Hugo Boss-Hose, ein Polo-Shirt, dazu einen Ring auf dem Finger – der mich stutzig machte.
„Oh, ein Ring – bist Du verliebt, verlobt, verheiratet?“, fragte ich.
„Nein, das ist nur Modeschmuck, ich mag Modeschmuck mehr, als echten Schmuck. Anzug und Designerklamotten reichen mir schon!“, gab Benedikt von sich.
Wir saßen am Tisch, aßen, tranken, quatschten über Gott und die Welt und die Zeit verging wie im Flug.
Ach, dieser Mann war ein Prachtkerl – so schön, so sportlich, so gebildet, so gut erzogen. Der würde gut in meine neue Wohnung passen – vielleicht ins neue Ikea-Regal ;-)
Die Stunden vergingen und ich wurde beschwipster und beschwipster und wunderte mich, dass Benedikt so gar keine Anzeichen von Trunkenheit hatte.
„Bist du denn nicht beschwipst?“, fragte ich ihn.
„Nein, ich bin geeicht – mein letzter Freund hatte eine Bar, da musste ich viel trinken.“
Bar?
Viel trinken?
Mein letzter Freund?
Der meinte sicher seinen besten Kumpel – dachte ich.
Wir tranken weiter und weiter und ich wurde langsam wuschig.
Als Benedikt einen Monolog darüber hielt, was er so alles im Gym machen würde, stellte ich mir das bildlich vor - seine Muskeln, seine strahlend weißen Zähne, die sportlichen Beine, den knackigen Adonis-Arsch...
Es war bereits nach Mitternacht, als ich die Idee hatte, ein Glas Tomatensaft zu trinken. Und auch hier war Benedikt dabei.
Wir aßen Nüsse, turtelten ein wenig herum und von Minute zu Minute wollte ich mehr und mehr flachgelegt werden.
„Sein letzter Freund?“, kam es mir wieder hoch.
„Benedikt, was hältst du davon, wenn wir jetzt noch ein Eis essen?“, fragte ich ihn zart schmelzend wie eine Milka Schokolade.
„Eis ist immer gut – aber dann muss ich bald los. Tom und ich fahren morgen an den See.“
Tom?
Das Eis war gut, schmeckte fabelhaft nach Noisette und Vanille und ich stellte mir vor, wie Benedikt das Eis aus meinem Bauchnabel schlürft.
Seufz!
Soll ich mutig sein und ihn fragen, ob er auf dem Sofa pennen möchte? Denn vielleicht will er ja und verirrt sich dann auch noch in mein neues Ikea MALM Bett!
„Möchtest du...?“
Benedikt unterbrach mich schon nach zwei Worten!
„Nein, ich möchte wirklich nichts mehr – Tom ist auch schon zu Hause, er hat mir gerade eine Message am Messenger geschickt.“
Tom again.
Zu Hause.
Was meint Benedikt?
Ich fragte: „Tom?“
Und Benedikt antwortete: „Ja, mein Freund. Wir sind seit 18 Monaten ein Paar.“
18 Monate? Also zwei Schwangerschaften??? Ein Paar????
„Ah, Benedikt, du bist schwul?“, entkam es mir wie ein Blitz.
(noch immer hoffte ich auf ein „Wie kommste denn darauf???“)
„Ehm, ja – war das nicht klar?“, fragte mich Benedikt.
„Dooooooooooch, naaaaaaatüüüürrlich war das klar“, gab ich mich weltoffen und gar nicht sauer.
„Eben!“, meinte Benedikt.
Tja – und so ging Benedikt dann zu seinem Tom. Noch schlimmer: Tom hatte nichts getrunken und holte Benedikt mit dem Auto ab.
Ich konnte sogar noch winken...
Tja, der Abend – ich meinte, der restliche Abend – war dann nicht schön.
Ich kam mir vor, wie eine billige, blöde Kuh.
Denn ich war beschwipst oder gar betrunken, mächtig spitz wie Nachbars Lumpi und am Ende hatte ich nicht mal mehr Batterien für meinen Vibrator – der seit jenem Abend Benedikt heißt.
Der Kontakt riss dann ebenso schnell, wie er begonnen hatte – schade, eigentlich!