Auf einmal war er weg!
Der Sommer ist fast da – und alles blüht und glüht. Überall sieht man bunte Blumen. Blumen aus der Flora, aber auch Blumen in Form von weiblichen Wesen.
Die Rose ist eine wunderschöne Blume. Sie ist so bemerkenswert schön, ragt stolz gegen den Himmel und zaubert so mancher menschlichen Rose ein zartes Lächeln ins Gesicht.
Giovanni wird jedes Mal melancholisch, wenn er die vielen Blumen sieht.
Im Sommer sitzen die Menschen in Freien, genießen die Sonnenstrahlen und die Wärme, lassen die Seele baumeln und tanken Energie für die alltäglichen Dinge des Lebens.
Monika sitzt in einem Café in der Innenstadt und wartet auf Giovanni, den Frauenversteher.
Giovanni: Monika, meinst du, dass Giovanni ein kleiner Frauenversteher ist, ein mittlerer Frauenversteher, oder ein großer Frauenversteher?
Monika (lacht): Giovanni ist ein riesengroßer Frauenversteher – allerdings hatte ich mir Giovanni anders vorgestellt.
Giovanni (irritiert): Wie hast du dir Giovanni vorgestellt?
Monika: Italienischer. Älter, dunkel, mit Dreitagesbart und Sonnenbrille. Wenn man die Interviews liest, wirkt Giovanni wie ein liebenswerter Macho. Da macht man sich automatisch ein Bild von dieser Person.
Giovanni: Ich bin doch liebenswert!
Monika: …aber zumindest optisch kein Macho.
Giovanni: Enttäuscht?
Monika: Nein, warum sollte ich enttäuscht sein? Du bist ja trotzdem ein attraktiver Mann…
Giovanni (beruhigt): Nun, du bist eine 48jährige, verheiratete Frau. Warum oder weshalb sitzen wir heute hier?
Monika: Mein Mann und ich haben diesen Blog gefunden und fanden den einfach nett geschrieben. Erotisch, aber auch menschlich. Wir haben früher sehr viel inseriert und auch einige interessante Leute kennen gelernt. In letzter Zeit haben wir aber weniger gesucht, weil mein Mann nun in anderen Gewässern fischt.
Giovanni: Was bedeutet das?
Monika: Wir haben in den vielen Jahren recht viele Frauen und Männer kennen gelernt. Nie ist etwas passiert. Nach jedem Kennen lernen hat mein Mann gewusst, wo nachts sein Bett steht. Und dann hat er in der Firma eine Frau kennen gelernt und nun kriselt es in unserer Ehe.
Giovanni: Das tut mir leid. Was ist da genau passiert? Wo liegt der Unterschied zu früher?
Monika: Wenn wir früher Sex mit anderen Personen hatten, dann immer nur gemeinsam. Also es wäre uns nie die Idee gekommen, ohne den Partner Sex mit einer anderen Person zu haben. Dementsprechend hat das auch geklappt, weil wir immer sehr genau lenken konnten, wie sehr oder wie weit wir diese andere Person an uns heranlassen. Aber vor ca. 10 Monaten war ich dann mit einer Freundin in der Schweiz und als ich zurückgekommen bin, merkte ich sofort, dass mit meinem Mann irgendetwas nicht stimmt. Zuerst war ich nur skeptisch, hab aber diese Skepsis verdrängt, weil ich meinen Mann schon 22 Jahre kenne und mir nicht vorstellen konnte, dass er sich für andere Frauen interessiert.
Giovanni: Du sagtest, du hast sofort gemerkt, dass irgendetwas mit deinem Mann nicht stimmt. Was ist dir da genau aufgefallen?
Monika: Mein Mann ist an sich ein adretter, gepflegter Mensch – aber nur, weil eben ich dahinter war. Ich habe meinem Mann alle Klamotten ausgesucht, ich habe seine Pflegeprodukte gekauft – und er hat das alles angezogen und gebraucht. Aber ohne mein Zutun wäre er nicht so. Er neigt dazu, sich gehen zu lassen. Wie halt Männer um die 50 so sind. Die arbeiten den ganzen Tag, wollen dann gleich ihr Essen auf dem Tisch haben, setzen sich dann stundenlang zum Fernseher und kümmern sich oft überhaupt nicht um ihr Äußeres.
Giovanni: Und nach deiner Rückkehr aus der Schweiz ist dir aufgefallen, dass er sich doch um sein Äußeres kümmert?
Monika: So war es. Wir sind schon einen Tag früher zurückgekommen, weil es furchtbar heiß war. Das waren die Tage im letzten Sommer, wo es fast täglich 40 Grad hatte. Als ich also in die Wohnung gekommen bin, war mein Mann nicht zu Hause. Ich hab mir nichts dabei gedacht und mich zuerst ausgeruht und später dann gekocht. Ich wollte ihn mit einem guten Essen überraschen. Aber mein Mann ist einfach nicht gekommen.
Giovanni: Hast du ihn angerufen?
Monika: Sein Handy war ausgeschaltet. Später erzählte er mir dann, dass sich sein Handy oft selbst ausschaltet, weil der Akku lose ist – das kann man glauben, oder auch nicht glauben.
Giovanni: Du hast es ihm nicht geglaubt?
Monika: Ich hab zuerst kein Tamtam daraus gemacht. Immerhin kenne ich meinen Mann schon so lange und da glaubt man auch zu wissen, wie ein Mensch so ist.
Giovanni: Dein Mann ist dann also heimgekommen?
Monika: Normalerweise kommt er gegen 18.45 Uhr nach Hause – an diesem Tag war er auch gegen Mitternacht noch nicht zu Hause. Gegen halb 2 ist er dann gekommen. Er war leicht betrunken. Sofort ist mir aufgefallen, dass er seinen Anzug an hatte. Den hat er normalerweise nur ungern getragen. Man musste ihn fast dazu zwingen, den Anzug zu tragen. Außerdem war er eingedüftelt. Der hat von oben bis unten gestunken, wie eine Puffmutter.
Giovanni: War er im Puff?
Monika: Er hat mir wochenlang erzählt, dass er bei einem Treffen mit seinen Arbeitskollegen war. Aber die Arbeitskollegen sind Proleten, da hätte er keinen Anzug anziehen müssen. Ich hab ihm das nie geglaubt, war immer skeptisch.
Giovanni: Wo war er nun an jenen Abend?
Monika: Er war mit der Sekretärin seines Chefs unterwegs. Und nicht nur an jenem Abend, sondern auch einige Abende davor und viele Abende danach.
Giovanni: Er hat dich also belogen und betrogen?
Monika: Er hat mich belogen und betrogen.
Giovanni: Bist du ihm drauf gekommen, oder hat er es zugegeben?
Monika: Eigentlich beides. Ich hab dann 1 und 1 zusammengezählt und ihn zur Rede gestellt. Ich hatte so getan, als wüsste ich sowieso schon alles und wollte ihm die Möglichkeit bieten, von sich aus zu erzählen. Ich muss dazu sagen, dass mein Mann nicht besonders hell ist. Der hat dann sofort zu singen begonnen. Jedes Detail hat er mir erzählt.
Giovanni: Was waren die Details?
Monika: Er erzählte, dass das mit seiner Kollegin eigentlich schon monatelang geht, dass sie sich immer bei ihr getroffen haben, dass sie manchmal Sex im Büro oder im Freien hatten – halt nur so Dinge, die man als Frau nicht hören möchte.
Giovanni: Die Pikanterie kommt aber erst – verrate uns mal das Alter der Freundin deines Mannes.
Monika: Sie ist 22. Also sie könnte unsere Tochter sein. Ich weiß nicht, wie er einem jungen Mädchen den Kopf verdrehen konnte, aber scheinbar ist es ihm gelungen.
Giovanni: Könnten Geld oder materielle Dinge im Spiel sein?
Monika: Das glaube ich nicht, denn ich habe alle Kontoeingänge und Kontoausgänge unseres gemeinsamen Kontos geprüft und da ist mir eigentlich nichts aufgefallen.
Giovanni: Dann könnten die Gefühle zwischen den beiden Täubchen echt sein?
Monika: Ich nehme es an – denn von mir hat er sich immer mehr distanziert.
Giovanni: Wie ist der jetzige Stand der Dinge?
Monika: Derzeit sehen wir uns nicht, sprechen nicht miteinander. Es tut sich gar nichts.
Giovanni: Willst du dich scheiden lassen?
Monika: Also ich werde mich davor hüten, eine Scheidung einzureichen. Weil ich dann um alles umfalle. Derzeit ist es noch so, dass ich Zugang zu unserem Konto habe und mir nehme, was ich brauche. Außerdem ist es klar, dass ich im Haus bleibe. Wenn er schon eine Neue hat, dann soll er bei der Neuen auch wohnen. Oder sich mit ihr eine neue Wohnung suchen.
Giovanni: Wie fühlt man sich als Frau, wenn man nach so langer Zeit betrogen und verlassen wird?
Monika: Ich muss dazu sagen, dass meine Stimmung nicht die Norm ist. Ich kann mir vorstellen, dass für viele Frauen die Welt zusammenbricht, wenn der eigene Mann nach über 20 Jahren Ehe auf einmal eine neue Partnerin hat, die noch dazu so jung ist. Ich bin da aber anders. Ich bin eine starke Frau. Ich kenne meine Qualitäten und weiß, was ich zu bieten habe. Wer nicht will, der hat schon. Mein Mann soll schauen, wie er mit der Neuen zurechtkommt. Das ist ja sein Dilemma, nicht meines. Oder glaubt er ernsthaft, dass eine 22jährige ihm ein sicheres Leben bieten kann oder will? Die wird auch andere Interessen haben. Mein Mann ist ein Stubenhocker. Den müssen oft zehn Pferde vom Fernseher wegziehen. Eine 22jährige wird ja vielleicht auch gerne in die Disco gehen – ich will sehen, wie sie meinen Mann in die Disco bringt. Das ist ja alles lächerlich.
Giovanni: Du glaubst also, dass die Sache zwischen deinem Mann und der neuen Frau nicht lange halten wird?
Monika: Ich kann es mir zumindest nicht vorstellen.
Giovanni: Würdest du es ihm wünschen?
Monika: Bin ich die Caritas? Mein Mann hat mich betrogen und ich soll ihm jetzt wünschen, dass er mit der Neuen glücklich wird?
Giovanni: Wenn dein Mann nun draufkommen würde, dass er viel lieber mit dir zusammen wäre – würdest du ihn wieder als Partner haben wollen?
Monika: Bin ich verrückt? Wir haben immer gesagt, dass es keine Fortsetzung geben könnte, wenn mal einer von uns beiden fremdgegangen ist.
Giovanni: Verletzte Eitelkeit?
Monika: Nein, aber es würde nie wieder so sein, wie es mal war.
Giovanni: Ihr hattet aber früher auch schon andere Sexpartner.
Monika: Es ist ein Unterschied, ob wir uns gemeinsam darauf einigen, hin und wieder durch eine dritte oder vierte Person Abwechslung in unser Sexleben zu bringen, oder ob er mich hinter meinem Rücken betrügt. Das kann man ja gar nicht vergleichen.
Giovanni: Wie lebst du nun dein Leben?
Monika: Ich bin an sich nicht unglücklich. Im Gegenteil. Ich bin frei, unabhängig, ich kann tun und lassen, was ich will. Mir schreibt niemand was vor, es wartet niemand auf mich, ich kann also mein Leben so leben, wie ich will.
Giovanni: Gibt es einen neuen Mann in deinem Leben?
Monika: Ich bin ja kein Flittchen! Nein, ich treffe mich oft mit meinen Freunden, war jetzt einige Tage in einer Therme, wir gehen oft aus, Essen gut, trinken guten Wein, haben unseren Spaß. Ein neuer Mann muss also - bei Gott - nicht sein.
Giovanni: Fehlt dir der Sex? Willst du dich vielleicht irgendwann wieder verlieben?
Monika: Wenn mir der Sex fehlt, dann inseriere ich – wie früher. Ob ich mich jemals wieder verlieben möchte? Ich weiß es nicht. Wenn man – wie ich – so lange in einer Beziehung oder Ehe gewesen ist, dann entdeckt man nach der Trennung so viele Dinge, die man schon lang vergessen hat. Selbst die kleinen, banalen Dinge können es sein, die auf einmal wieder so viel Freude machen. Ich will das alles nun genießen, nicht nach Links und nicht nach Rechts schauen, einfach tun und lassen, wozu ich Lust habe.
Giovanni: Willst du uns noch etwas sagen?